Kulturstiftung Dessau-Wörlitz (Hrsg.): Unendlich schön. Das Gartenreich Dessau-Wörlitz (Berlin 2005)

“Unendlich schön. Das Gartenreich Dessau-Wörlitz” heißt ein Buch, das 2005 von der Kulturstiftung Wörlitz in Englisch und Deutsch herausgegeben wurde. Die Autoren sind Kuratoren und Gärtner der Stiftung oder mit ihr verbundene Fachleute.

Das Gebiet von Dessau-Wörlitz, das seit dem Jahr 2000 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, bedeckt eine Fläche von etlichen Quadratkilometern mit Parks, Gartengebäuden und einigen Schlössern, angefangen von der Renaissance Residenz in Dessau (Mitte 16. Jahrhundert) über das barocke Landschloss Oranienbaum (1683), hin zum Rokokojuwel von Mosigkau (1752/53), den Villen von Wörlitz, Luisium und Georgium (alle zweite Hälfte 18. Jahrhundert) mit der landschaftlichen Umgebung, der Gutshof Großkühnau (1805), das neugotische Jagdschloss Haidburg (1782) sowie eine Vielzahl weiterer Kirchen, öffentlicher Gebäude, Friedhöfe und sogar Sportstätten.

Das Buch behandelt nicht alle Orte, doch sind die Kapitel nach entsprechend der architektonischen Zentren gegliedert: Oranienbaum, Mosigkau, Wörlitz, Luisium und Georgium. Abschließend gibt es ein Essay über die Parklandschaft, der einen aufschlussreichen Überblick über die Einzigartigkeit der kultivierten und gestalteten Landschaft gibt. In den Kapiteln finden sich Stichworterläuterungen wie Chinoiserie, Orangerie, Neugotik, Palladianismus, Englischer Landschaftsgarten usw.

Parallel zu einem einleitenden Beitrag über die Geschichte der fürstlichen Familie und die Länderstrukturen Anhalts, gibt es einen hilfreichen Stammbaum am Ende des Buches, gefolgt von einer Auswahlbibliografie. Leider werden die Kategorien nach denen sie zusammengestellt wurde, nicht deutlich: So werden zwar unpublizierte Abschlussarbeiten (Speler), nicht bibliographierbare Quellen (Gartenreich) und Microfiches verzeichnet (A. Klausmeier), einige Standardwerke fehlen jedoch[1]. Um einen Überblick über die aktuellen Publikationen zu bekommen, empfiehlt es sich deshalb, eher den online-Katalog der Staatsbibliothek Berlin oder die Bibliographie der Pückler-Gesellschaft als das Buch zu benutzen. Daraus kann man leicht ersehen, dass seit 2005 etliche neue Fachliteratur erscheinen ist. Weg von den eingetretenen Pfaden wird versucht, das so genannte Gartenreich in vielfältiger Weise zu verstehen. So haben stellen mittlerweile detailliertere Analysen der politischen und historischen Situation gezeigt, dass man die Bedeutung der Aufklärung und die Rolle der Kunst neu bewerten muss. Angesichts der Tatsache muss die Frage erlaubt sein, warum man das Buch überhaupt publizierte.[2]

Mit der zweisprachigen Ausgabe des Buches wird deutlich, dass man auf Internationalität setzt. Konferenzen und Publikationen wie die zu William Chambers (2004) und Wedgwood (2005) geben die Richtung vor. Da auf jegliche Fußnoten verzichtet wurde, wird deutlich, dass man hier ein breiteres Publikum anzusprechen hofft. Konsequenterweise findet man keine historischen Abbildungen, sondern eine Vielzahl dekorativer und stimmungsvoller Fotografien, die zwar den Appetit des Touristen wecken sollen, doch kaum in der Lage sein dürften, die Ansprüche eines fachlich Interessierten zu befriedigen. Kurz gesagt: es ist ein Buch zum Durchblättern, nicht zum Zitieren.

Aber vielleicht war dies auch Absicht des Verlags; immerhin sind die Informationen, Daten, Zusammenhänge eine inspirierende Quelle. Auch die Auswahl der Orte bietet Einblicke, die von dem Touristen ebenso wie dem Garten- und Architekturspezialisten genossen werden. Wenn man das Buch so versteht, muss man keine fachlichen Maßstäbe anlegen, das Buch zu beurteilen. Leider jedoch ist das Buch das einzige, das bislang ins Englische übersetzt wurde.

Die Politik der Stiftung ist es, ein Bild des Gartenreichs zu lancieren, dass nicht unbedingt mit der historischen Wahrheit dafür jedoch umsomehr mit den Erwartungen der Besucher zusammenfällt.

Neuere / neuste Literatur zu Dessau-Wörlitz:

M. Niedermeier: Von der Schrift in die Landschaft. Die Isis-Initiation des Apulejus in der Mystischen Partie des Wörlitzer Gartens. In: Übersetzung und Transformation. Hrsg. von Hartmut Böhme, Christof Rapp und Wolfgang Rösler, Berlin (de Gruyter) 2007, S. 267-308.

M. Niedermeier: Arkadien als Alternative. Der Wörlitzer Garten und seine arkadische Partie im Kontext europäischer Gartenentwicklung. In: Arkadien und Europa. Hrsg. von Berthold Heinecke. Hundisburg 2007, S. 57-78.

Die Englandreise der Fürstin Louise von Anhalt-Dessau im Jahr 1775. Hrsg. von Johanna Geyer Kordesch, Berlin (Nicolai) 2007.

Marcus Köhler

1) Zum Beispiel, Valteich, Paul and Hans Keller: Die Dessauer Grünanlagen, Dessau 2002; Kadatz, Hans Joachim: Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff, Berlin 1986; M. Niedermeier: Das Gartenreich Dessau-Wörlitz als kulturelles und literarisches Zentrum um 1780, Dessau 1995...

1) Rüffer, Michael: Das Schloss in Wörlitz, München/Berlin 2005. Fillies, Dorothea (ed.): Der Vulkan im Wörlitzer Park, Berlin 2005. Kunst und Aufklärung im 18. Jahrhundert. Gesamtkatalog der Ausstellung in Halle. Stendal und Wörlitz, Ruhpolding 2005; Hirsch, Erhard (ed.): Von deutscher Frühklassik, Dessau 2003-2007 (four vols.); Reimann, Christian: Vom Sinngehalt der Bibliothek im fürstlichen Landhaus zu Wörlitz, Worms 2004; "Schauplatz vernünftiger Menschen" - Kultur und Geschichte in Anhalt-Dessau. Catalogue. Stadtmuseum Dessau. Ed. by Hans Wilderotter. Dessau 2006; Holger Zaunstöck (ed.): Das Leben des Fürsten. Studien zur Biographie von Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740 – 1817), Halle/S. 2008; u.a.

Kulturstiftung Dessau-Wörlitz (Hg.): Unendlich schön. Das Gartenreich Dessau-Wörlitz, 304 Seiten, Nicolai Verlag, Berlin: Nicolai Verlag, 2005 ISBN 10: 3-89479-197-7; ISBN 13: 978-3-89479-197-1; Euro 39,90.