Arkadien am Bodensee : Europäische Gartenkultur des beginnenden 19. Jahrhunderts. (Frauenfeld 2005)

Das Napoleonmuseum in Arenenberg am Bodensee, Kanton Thurgau, Schweiz, ist in Deutschland nicht allen bekannt. Das vorliegende interessante Buch kann das ändern. Schon Pückler war dort und plante mit Louis Napoleon den Bois de Boulogne um. Das Buch begleitet eine Gartenausstellung des Napoleonmuseums, welche wiederum im Zusammenhang mit der erfolgten Wiederherstellung des dortigen Parks steht. Autoren sind im wesentlichen der Leiter des Museums, der Historiker Dominik Gügel, und seine Stellvertreterin, die Kunsthistorikerin Christina Egli. Gastautoren mit kleineren Beiträgen sind der französische Kunsthistoriker Bernard Chevalier, die Archäologin Regula Gubler, der Landschaftsarchitekt Martin Klauser und der Journalist Thomas Walliser Keel.

Von Begeisterung für die Familien Bonaparte und Beauharnais ist der einleitende Artikel von Egli über die Gärten und das übrige grünplanerische Werk von Napoleon und seinen Verwandten geprägt. Es reicht naturgemäß über ganz Europa bis St. Helena und wurde bislang noch nie im Zusammenhang dargestellt. Der Beitrag ist illustriert mit wohl erstmals veröffentlichten Gartenzeichnungen, unter anderem von Hortense Beauharnais und zwei Gartenplänen.

Chevalier berichtet sachkundig und mit beeindruckenden historischen Abbildungen über den Garten von Malmaison und Kaiserin Joséphine.

Gügel schreibt über die Exilgärten der Königin Hortense. Hier geht es zunächst um Arenenberg und seine bewegte Vorgeschichte bis ins Mittelalter, dann um Hortenses Spuren in Konstanz, Augsburg und Rom, bevor ihr Park in Arenenberg selbst behandelt wird. Wegen der bedeutenden Besitzer, Hortense und später Napoleon III., sowie wegen des guten Rufes des Parks existieren zahlreiche Quellen über sein Aussehen zu dieser Zeit.

Gubler stellt einige Funde aus Grabungsarbeiten vor, von römischen Scherben über eine Weinflasche der Marke Arenenberg bis zu Zeitungspapier.

In einem weiteren Beitrag stellt Gügel das Bodensee-Ansichtenwerk des Lithographen Johann Andreas Pecht vor.

Keel schließlich beschreibt die Gartengeschichte von Schloss Wartegg bei Rorschach, das u.a. Exilsitz der Louise-Marie-Therese von Bourbon-Parma war, sowie die Weinburg bei Rheineck, Besitz der Fürstin Antoinette v. Hohenzollern-Sigmaringen, einer geborenen Murat.

Nicht vollkommen ist die Behandlung der Pflanzen. Es gibt eine an sich entbehrliche Liste von Gehölzen im Park mit falscher Schreibweise mehrerer Namen. Paulownien (S. 38) und japanische Ahorne (S. 44), die im Text erwähnt werden, gab es zur fraglichen Zeit in Europa noch gar nicht.

Eine Stammtafel mit den Daten der Napoleoniden hätte das Verständnis auch für ferner stehende Leser erleichtert.

Ein schönes und gelungenes Buch, das mit echten Neuigkeiten aufwartet, auch wenn nicht immer zwischen Bedeutendem und Unbedeutendem unterschieden wird. Es macht neugierig, das Anwesen Arenenberg und den kürzlich rekonstruierten Park zu besuchen.

Clemens Alexander Wimmer

Arkadien am Bodensee : Europäische Gartenkultur des beginnenden 19. Jahrhunderts. Frauenfeld : Huber, 2005. – 222 S. : Ill. – ISBN 3-7193-1389-1