Sweerts, Emanuel: Florilegium (Erlangen 2005)

Das Florilegium von Emanuel Sweerts kennzeichnet den Übergang vom medizinisch motivierten Kräuterbuch der Renaissance zum gärtnerisch motivierten Blumenbuch des Barock. Vorläufer war das Florilegium von Pierre Vallet (Le jardin du roy très chréstien Henry IV roy de France et de Navare. Paris 1608). Während Vallet nur Zwiebelblumen zeigte, nahm Sweerts auch Ziergehölze auf.

Sein Florilegium gilt als der älteste Gärtnereikatalog. In der Literatur findet man verschiedene, sich widersprechende Aussagen über das Werk und seine Varianten. Wir beziehen uns auf die ausführlichsten von Carla Oldenburger-Ebbers und J. Kuijlen in Paradisus Batavus, Wageningen 1983, S. 166-72.

Die erste Auflage von 1612 enthielt 110 Kupfertafeln in zwei Teilen (67 + 43 Tf.). Das Frontispiz zeigt in einer Kartusche die Inschrift „Florilegivm Emanvelis SweertI…“ und darunter in einer Sonne den hebräischen Namen Jahwe über einem Garten leuchtend. In einer zweiten Kartusche unten findet sich der Verlagsvermerk „apvd ipsvm avtorem, Eman; Sweertivm cvivus officina ante cvriam Francofvr. M.DC.XII.“

Sweerts war Kaufmann, Verleger, Gärtnereibesitzer und/oder Künstler, Genaueres weiß man nicht. Sein Geburtsjahr ist unbekannt, vermutet wird manchmal das Jahr 1552. Sein gleichnamiger Sohn (1572-1606) war Naturwissenschaftler und sein Enkel Hieronymus (1606-1636) Blumenmaler. Die Pflanzenabbildungen sind offenbar von Sweerts persönlich gestochen. Als Vorlagen verwendete er nach Oldenburger-Ebbers teils die Pflanzen selbst, teils griff er auf Abbildungen von Mattioli (1561), Lobel (1576), Dodoens (1583), Clusius (1601) und Vallet (1608) zurück. Clusius und Dodoens sind als Holländer auch auf dem Frontispiz abgebildet. Nach älterer Ansicht sind alle Abbildungen nach Theodor de Bry (Florilegium Novum, Frankfurt 1611) angefertigt, welcher seinerseits Vallet verwendet hat. Oldenburger-Ebbers meint hingegen, dass de Bry Sweerts verwendet hat. Zu bedenken ist, dass die ersten 35 Tafeln de Brys mit Zwiebeln bereits 1611 erschienen sind, wie wir uns in Stuttgart durch Augenschein selbst überzeugen konnten. Anderseits mögen Sweerts Tafeln schon vor 1612 vorgelegen haben, da er bereits 1609 ein Privileg darauf erhielt. Aufgrund des derzeitigen Forschungsstandes ist also nicht mit Sicherheit anzugeben, wer von beiden „abgekupfert“ hat.

Im Vorwort heißt es, die Pflanzen könnten während der Frankfurter Messe im Laden des Autors in Frankfurt gekauft werden, außerhalb der Messe aber bei dem Buchdrucker Paulus Aertssen van Ravesteyn.

Nachträglich wurde am unteren Bildrand des Frontispizes außerhalb der Darstellung der Druckvermerk: „Impressum Francofurti ad Moenum Apud Anthonium Kempner sumptibus Autoris 1612“ hinzugefügt, der offenbar nicht immer vorhanden ist.

Der 2. Band ist 1612 bei Erasmus Kempffer gedruckt. Eine Nachauflage des 2. Teils folgte 1614, des ersten Teils 1615.

Diese Ausgabe enthält eine Widmung Sweerts an Kaiser Matthias und ein Privileg des inzwischen verstorbenen Kaiser Rudolf II., Prag 1609. Danach beginnen die Vorworte in vier Sprachen, „Ad candidum lectorem“, „Tot den goetgonstigen leser“, „Zu dem günstigen Leser“, „Au lecteur“. Sweerts erinnert daran, dass er Rudolf II. beliefert hatte und dieser ihn zur Herausgabe des Buches ermuntert habe. Jedoch war Sweerts nicht „Gartendirektor“ des Kaisers, wie manche Antiquariate angeben. Es folgen Widmungsgedichte von Damasius Bleyenburg und Augerius Clutius, dann Kulturanleitungen wiederum in vier Sprachen und Register der Blumen in vier Sprachen.

Eine Variante der Ausgabe enthält das Privileg der Generalstaaten für sechs Jahre, das auch auf dem Titel vermerkt ist und ein zusätzliches Blatt mit einer Widmung Sweerts an die Generalstaaten.

Es gibt kolorierte und unkolorierte Exemplare unterschiedlicher Qualität. Gute Exemplare sind mit Deckfarben und Goldhöhungen koloriert, auch die Initialen des Textes sind dann koloriert.

Die zweite Auflage wurde ebenfalls bei Kempner bzw. Kempffer 1612 gedruckt, trägt jedoch unter dem Druckvermerk einen weiteren Zusatz: „De novo correctum et emendatum“. Im Vorwort heißt es hier: „So jemandt were/ der zu diesem gegenwertigen Buch/ oder auch den Blumen/ Gewächsen und Zwibeln/ so in demselben begrieffen/ lust hette/ der kan sie Meßzeiten/ zu Franckfort in des Authoris Laden vor dem Römer/ ausser der Messen aber zu Ambsterdam bey Emanuel Swertz wonhafftig auff dem Bloemgracht/ in Flora bekommen“. Der Buchdrucker Paulus Aertssen war demnach nicht mehr Sweerts Agent. Band 2 dieser Auflage erschien erst 1614. Auch hiervon gibt es eine Variante mit dem Privileg der Generalstaaten.

Sweerts starb bereits 1612. Das Florilegium erschien 1620 bei Johannes Janson in Amsterdam in dritter Auflage unter dem Titel Florilegium amplißimum et selectißimum…. Es hat ein in der Platte stark verändertes Frontispiz mit einer größeren Kartusche, die beginnt mit dem Titel „Florilegium amplißimum et selectißimum…“, und statt der Sonne Jahwes sieht man eine Weintraube. Frankfurt hatte als Erscheinungsort ausgedient. Das Blatt mit dem Hinweis auf den Blumenhandel fehlt von nun an.

Alle Ausgaben enthalten unverändert 110 Tafeln, die allerdings unterschiedlich abgedruckt sind. Entgegen dem Anschein enthielten die Nachauflagen keinerlei Aktualisierungen des Pflanzensortiments, so dass sie angesichts der rasanten Sortimentsentwicklung besonders bei den Tulpensorten schnell veraltet waren.

Eine weitere Auflage von Johannes Janson ist auf 1631 datiert. Dabei erschien 1631 offenbar nur Teil 2 mit neuer Titelseite, weil von Teil 1 noch genügend vorrätig war. Erst 1641 und nochmals 1647 wurde Teil 1 unter Verwendung des Titelbildes von 1620 und Veränderung der Jahreszahl nachgedruckt. Diese Ausgabe enthält gewöhnlich ein Porträt Sweerts im Alter von 60 Jahren. Von dieser Auflage wurde hier das Exemplar von Christoph Jacob Trew in Erlangen reproduziert, das nicht besonders gut koloriert ist. Es sind Aquarellfarben verwendet, die oft nicht den wahren Farben der Pflanzen entsprechen. Das fehlende Porträt wurde aus einem anderen Exemplar ergänzt.

Eine vierte Ausgabe erschien bei Janson in Amsterdam 1647. Von ihr wurde Teil 2 nochmals 1654 nachgedruckt. Eine weitere undatierte Ausgabe von Frederick de Wit in Amsterdam wird bei Sotheby erwähnt. Schließlich soll es in Emden eine Ausgabe von Teil 1 aus dem Jahre 1693 geben, verlegt von F.G. Westhovius. Ein Reprint der Tafeln erschien 1977 in England.

Die CD ist technisch auf dem neuesten Stand, sie bietet gute Bildqualität und leichte Navigation.

Sweerts, Emanuel: Florilegium (Amsterdam 1631/41). CD-ROM-Ausgabe Erlangen : Harald Fischer, 2005 – ISBN 3-89131-432-9. – 28 Euro