Hobhouse, Penelope: Persische Gärten (München 2005)

Das Buch beschreibt die Entwicklung der Gartenkunst im alten Persien vom 6. Jahrhundert v. Chr., durch Kyros d. Gr. (einschließlich eines kurzen Überblickes auf die wesentlich älteren Gärten des gesamten Orients) bis Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts.

Einer Einleitung, die dem Begriff „Paradies“ gewidmet ist, folgt ein Kapitel anschaulicher und fast poetischer Beschreibung der persischen Landschaft mit ihren Eigenarten und ihrer Flora. Sodann werden in chronologischer Abfolge in den einzelnen Kapiteln die geschichtlichen Epochen Persiens mit den speziellen Eigenarten der Gärten, die sich in ihnen herausgebildet haben, dargestellt. Ein Blick auf den Einfluss der persischen Gartenkunst auf die Gärten der Mauren in Spanien, die Gärten der Mogulzeit in Indien und die Gärten der westlichen Welt runden das Buch thematisch ab. Wertvoll für die Leserschaft sind im Anhang die ausführlichen Hinweise für Iran-Reisende, eine Zeittafel, ein Glossar persischer Begriffe, eine Liste persischer, lateinischer und deutscher Pflanzennamen und eine Bibliographie. Das Buch soll einen Überblick über die Kulturgeschichte des orientalischen, speziell des persischen Gartens bieten. Es erfüllt diese Aufgabe aufgrund seiner Informationsfülle und der eindrucksvollen Farbfotos von Jerry Harpur durchaus. Die Übersetzung aus dem Englischen von Bettina Blumenberg und Hans Griguleit, die wegen der vielen Fachbegriffe nicht ganz einfach war, ist sprachlich schön und einfühlsam. Dies ist bei Fachbüchern nicht selbstverständlich. So erscheint der Preis von Euro 39,90 für diesen Prachtband angemessen.

Das Buch wird auf dem Umschlag als „das erste Buch, das die Entwicklung der berühmten persischen Gärten nachzeichnet“ vorgestellt. Allerdings ist es nicht das erste Werk über persische Gärten. Gerade im englischen Sprachraum liegen zu diesem Thema etliche, nicht minder wissensreiche und opulent gestaltete Werke vor, z.B.

Wilber, Donald N.: Persian gardens und pavilions, Rutland [u.a.] 1962

Moynihan, Elizabeth B.: Paradise as a garden : in Persia and Mughal India. New York 1979

Khansari, Mehdi; M. Reza Moghtader; Minouch Yavari: The Persian garden : echoes of paradise.Washington 1998

Porter, Yves ; Arthur Thevenart: Palaces and Gardens of Persia (frz. Paris 2002) 2003

So reiht es sich ein in die Riege prachtvoller Bücher über orientalische, speziell persische Gartenkunst, allerdings mit besonders stark historischer Ausrichtung.

Bei so vielen Positiva ist es bedauerlich, auch Negativa nennen zu müssen. So nehmen die Ausführungen über die Geschichte Persiens in weiten Teilen des Buches einen zu großen Raum ein. Die an sich lobenswerte Absicht führt tatsächlich aber dazu, dass der Leser / die Leserin durch die z. T. langen und detaillierten historischen Schilderungen in den einzelnen Kapiteln eher verwirrt wird und beim eigentlichen Thema des Buches, nämlich der Beschreibung der Gärten, ermüdet anlangt. Diese Gärten, genauer die Pflanzen darin, sind stellenweise knapp und recht allgemein beschrieben. Hinweise wie „Bäume und Blumenbeete“, „ein Blumenmeer“ sind häufig zu lesen. Bäume und Sträucher werden immerhin häufiger einzeln mit ihren botanischen Namen aufgeführt als Blumen, was sicherlich auch an der Forschungsgeschichte und den Forschungsmöglichkeiten liegt. Aber gerade über die Anlage der Blumenbeete würde man doch gern Genaueres lesen. So kommt es, dass der Laie mit den historischen Schilderungen zu wenig anfangen kann, während der Garten- und Pflanzenfreund über die mangelnde Tiefe der botanischen Informationen stellenweise ein wenig enttäuscht ist. Dies liegt vielleicht auch daran, dass trotz der Fülle der verwendeten Literatur offenbar Fachartikel zu wenig berücksichtigt wurden.

Etwas unbefriedigend für die deutschsprachige Leserschaft ist, dass bei der Aufzählung der europäischen Persien-Reisenden, welche etwas ausführlicher über die Flora Persiens berichtet haben und sogar Pflanzen von ihren Reisen mitbrachten, die aus dem deutschsprachigen Raum nicht genannt oder nicht gebührend beachtet werden. So bedeutsame Männer wie Adam Olearius (1637 in Persien) und Engelbert Kaempfer (1684-85 am persischen Hof) müssten erwähnt werden. Besonders der Letztere, da er u. a. eine Abhandlung über die Pflanzenwelt Persiens und eine über die Dattelpalme, des seiner Meinung nach „schönsten Baumes der Welt“ geschrieben hat. Lediglich ein kurzes Zitat, in einem ganz anderen Zusammenhang, erinnert an ihn. Ein anderer Reisender war z.B. K. H. Rechinger, der in der Mitte des vorigen Jahrhunderts zusammen mit seiner Frau sowie weiteren Mitarbeitern, auch persischen, in zehn mehrmonatigen Reisen die „Flora des iranischen Hochlandes und der umrahmenden Gebirge“ untersuchte. Die Forschungsergebnisse wurden ab 1963 in der 174 Bänden umfassenden Flora Iranica veröffentlicht.

Gut sind die Hinweise auf die Auswirkungen der persischen Gartenkunst auf die europäische und vor allem auf die indische. Wie steht es aber umgekehrt mit den europäischen auf die persische? Diese werden bei einer Gartenterrasse aus dem 19. Jahrhundert zwar angedeutet, aber nicht weiter ausgeführt. Über sie würde man insgesamt auch gerne etwas erfahren. So gab es z. B. im 17. Jahrhundert am persischen Hof in Isfahan (aber auch in anderen Städten wie Schiraz und Hormuz) etliche europäische Kaufleute, Missionare, Handwerker, Reisende und Gesandte. Und welche Rolle spielte in diesem Zusammenhang der Blumenhandel?

Das Buch enthält einige, von der Autorin und / oder den Übersetzern sowie dem Verlag zu verantwortende Flüchtigkeitsfehler; nur ein Beispiel sei genannt, da sie bei der Fülle des gebotenen Materials nebensächlich sind. So wurde die Rosette, die, nebenbei bemerkt, auf eine konkrete Pflanze, nämlich Chrysanthemum, zurückzuführen ist, nicht erst zur Zeit der Achaemeniden (558-331 v. Chr.) von Ägypten nach Persien eingeführt, sondern ist ein sehr viel älteres orientalisches Motiv.

Trotz der oben genannten Mängel ist das Buch eine wunderbare Lektüre für müßige Stunden. In dem interessierten Gartenfreund und Liebhaber der Geschichte der Botanik weckt es nicht nur den Wunsch, all die erwähnten Gärten mit eigenen Augen zu sehen, sondern gibt ihm auch viele Anregungen. Ihnen muss er dann aber auf eigenen Wegen weiter nachgehen.

Brigitte Musche

Hobhouse, Penelope: Persische Gärten : Paradiese des Orients. München 2005. - 192 S. : Ill. - 39,90 Euro (Gardens of Persia, London 2003, dt.)