Berndt, Iris : Petra Winarsky: Der ehemalige Schwedter Schloßgarten. (Schwedt/Oder 2005)

Ob Bewohnern von Trier oder Obermenzig bekannt ist, wo Schwedt liegt? Die Stadt war einst Hauptstadt eines halbsouveränen Fürstentums und liegt heute im Landkreis Uckermark, in einem Winkel der Republik, dem seine Existenzberechtigung nach der Wende abhanden gekommen ist. Nach Aufgabe des DDR-Industriestandortes Schwedt steht die Stadt vor derzeit unlösbaren Problemen. Dass sie Residenz wurde, verdankt Schwedt der Kurfürstin Sophie Dorothea von Brandenburg, die sich nicht damit abfinden wollte, dass ihr Stiefsohn Kurfürst wurde und ihr Sohn nicht. Unter ihr und ihrem Sohn, dem halbsouveränen Markgrafen Philipp Wilhelm, entstand Ende des 17. Jahrhunderts das machtvoll-vornehm hollandisierende Schloss an der Oder, hoffnungsvoll nach Osten gerichtet, 1945 ausgebrannt und 1974-78 durch ein „Kulturhaus“ ersetzt. Hinzu kamen ein ansehnlicher Barockgarten, eine barockes Städtchen, ein Lustschloss am Ende der Achse im Hinterland und ein Sternwald. Um 1700 hob sich die geschmackvolle Anlage am Ufer der Oder mit zweitürmigem Schloss, Broderieparterre, Orangerie und Boskett deutlich aus der Provinzialität heraus. Was damals an Kulturtransfer geleistet worden ist, grenzt ans Unglaubliche. Der Garten ist irgendwie noch vorhanden, vermag aber gegenwärtig wenig zu begeistern, obwohl noch Skulpturen, alte Bäume und ein Laubengang aus Linden an die höfische Zeit erinnern sollten und die freie Lage am Fluss immer noch großartig ist.

Die Autorinnen haben sich auf eine Spurensuche begeben und Literatur und Archive durchgesehen. Das durchgehend farbig gedruckte Buch enthält neben historischen und aktuellen Fotos historische Pläne und –ansichten sowie eine Planüberlagerung der Zustände 1914, 1990 und 2003 mit Baumkataster.

Dass die Zustandsfotos überwiegend bei grauem Winterwetter und ohne künstlerischen Anspruch sind, fördert die Identifikation mit dem Gegenstand nicht. Schloss, Garten und Jagdwald Monplaisir wurden leider weggelassen, obwohl die Anlage als Gegenstück zum Hauptschloss kaum von diesem zu trennen ist. Auch fehlen unter den Abbildungen das Autochrome von Rudolf Hacke aus „Die Mark Brandenburg in Farbenphotographie“ von 1913 und im Literaturverzeichnis C.A.Wimmers „Sichtachsen in Berlin und Potsdam“ (1985), wo erst- und bisher letztmals die dreiteilige Vogelschau des Gesamtkomplexes Schwedt/Fantaisie von Rudolf Heinrich Richter im Zusammenhang wiedergegeben ist. Man wird entschädigt durch zahlreiche Erstveröffentlichungen, unter anderem Farbfotos der Gartenpläne aus der Plankammer in Sanssouci. Sie beweisen, dass auch nach Erlöschen der Residenzfunktion 1788 der Garten immer wieder dem Zeitgeschmack angepasst wurde. Beim Nachvollziehen der Gartenentwicklung stiftet die Vertauschung der Planabbildungen auf S. 38/39 einige Verwirrung.

Trotz kleiner Mängel erfreut das Buch durch Aufnahme eines interessanten, vernachlässigten Themas und verdient Anerkennung und Unterstützung, weil es sich gegen den Geist der Abwicklung und Aufgabe in der Randregion stemmt.

Clemens Alexander Wimmer

Berndt, Iris : Petra Winarsky: Der ehemalige Schwedter Schloßgarten. Schwedt/Oder : Stadtmusuem, 2005. – 68 S. : Ill. – Ohne ISBN, Bestellung :Tel./Fax (03332) 23460