Jan A.M. Snoek, Monika Scholl und Andréa A. Kroon Hrsg.: Symbolism in 18th century gardens

I. Der vorliegende Band bietet die Schriftfassungen der Vorträge, die auf der gleichnamigen Konferenz vom 28.-29. September 2006 auf Schloss Schwetzingen gehalten wurden. Er umfasst neben dem Vorwort und einer Einleitung fünfzehn Beiträge, die teils in englisch teils in deutsch gedruckt erscheinen. Die erstaunliche Schnelligkeit, mit der der Band vorgelegt wurde – er konnte schon den Konferenzteilnehmern in Schwetzingen mitgegeben werden - , erweist sich sowohl als Vorteil als auch als Nachteil gegenüber anderen Tagungsbänden. Der Vorteil liegt klar auf der Hand: alles, was auf der Konferenz vorgetragen wurde, konnte sofort nachgelesen und anhand der Literaturnachweise nachgeprüft werden. Der Nachteil: Diskussionen, die das methodische Herangehen betrafen, und unterschiedliche Ansichten innerhalb der verschiedenen Vorträge über die besprochenen Gärten, die einen weiten zeitlichen wie geographischen Horizont umfassen, konnten nicht mehr in die Druckfassung einfließen. Auch lässt die schwache Qualität und geringe Größe der Abbildungen nur selten eine Überprüfung der in den Texten an Bildbeispielen festgemachten Beweisführungen zu.

Die Konferenz wurde von den drei Herausgebern organisiert mit Unterstützung der OVN (Foundation for the advancement of academic research into the history of freemasonry in the Netherlands), des Amtes Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Mannheim sowie des Institutes für Religionswissenschaften an der Universität Heidelberg. Den Druck unterstützte die Heinrich-Vetter-Stiftung. Obgleich der Band ISBN Nummern besitzt, findet er sich nicht im Verzeichnis lieferbarer Bücher. Bezogen werden kann er allerdings direkt über die Herausgeber.

Beiträger sind sowohl arrivierte Freimaurerforscher und Kunsthistoriker; einen nicht unbeträchtlichen Anteil der Autoren stellen aber Nachwuchsforscher, die hier Einblicke in ihre Dissertationsprojekte bieten. Den Abschluss des Bandes bildet eine hilfreiche Adressen-Übersicht von universitären und musealen Einrichtungen aus ganz Europa sowie einigen wenigen web-Adressen, die sich mit Freimaurer- und Esoterikforschung beschäftigen (S. 363-372). Eine abschließende Liste der in den Aufsätzen besprochenen Gartenanlagen bietet zwar keinen Seitenverweis, nennt aber immerhin den jeweiligen Aufsatz, in dem sie erwähnt werden.

Der etwas umständliche Titel bildet ein Spannungsverhältnis im Buch ab, das sich etwa wie folgt darstellt. Die Herausgeber und die überwiegende Anzahl der Beiträger gehen davon aus, dass sich über das Auffinden und Identifizieren von als freimaurerisch angesehenen Symbolen, von Wegeführungen, Sichtbeziehungen, Deutungen von Gartenplänen, Gartenarchitekturen und –bildern nachweisen lasse, dass eine große Anzahl bisher wenig oder gar nicht mit der Freimaurerei in Verbindung gebrachter Gartenanlagen als freimaurerische Gärten interpretiert werden müssen. Andere Autoren, wie Stephen Curl, schränken ihre Betrachtungen nicht auf freimaurerische Symbolik ein, sondern interpretieren die Gärten in einem breiteren politischen und kulturellen Rahmen.

Einige wenige Autoren, allen voran Erik Westengaard, Kurator am Nationalhistoriske Museum Frederiksborg sowie am Danske Frimurerordens Museum Copenhagen, bestehen zudem auf der Feststellung, dass nur dann von einem freimaurerischen Garten gesprochen werden kann, "wenn dies anhand des Quellenmaterials (...) gesichert ist" (263). Die Meinungen darüber, was als belastbare Quelle gelten könne, gehen stark auseinander.

II. Der Ort der Tagung scheint entsprechend programmatisch gewählt, denn die Herausgeber wie auch der Leitende Bauleiter von Schwetzingen, Amtsdirektor Siegfried Kendel, stellen in ihren Einleitungstexten voller Überzeugung fest: "Was bisher jedoch von der Fachwelt unbemerkt geblieben ist, zeigten erst die jüngsten Forschungen im Zuge der Formulierung des Antragstextes zur Aufnahme in die Liste der UNESCO Welterbe-Stätten auf: Der Garten der ehemaligen Sommerresidenz des Kurfürsten Carl Theodor zählt heute zu den ältesten wie auch komplexesten und dazu besterhaltenen freimaurerischen Gärten der Welt." (7). So argumentieren auch Andréa A. Kroon und Jan A.M. Snoek in ihrer Einleitung " Understanding symbolic and masonic historical gardens: New Insights into a neglected category of cultural heritage", wenn sie anhand der Erklärung von "basic knowledge of the symbolism of the esoteric movement" dem Leser und Besucher Verständnishilfe geben wollen bei der Interpretation und Entschlüsselung von Gartenanlagen. Zwar, so die beiden Autoren, gäbe es nach ihrer Kenntnis keine Quelle, die zweifelsfrei belege, "that any esoteric garden has ever been used for ritual practice" (17), sie ziehen aber daraus im Umkehrschluss die Folgerung, dass solange keine Beweise vorlägen, auch nicht davon ausgegangen werden könne, sie seien nicht für freimaurerische Zwecke benutzt worden: "true scholarship is having the courage to admit that, at least for the moment, one simply does not know" (17). Als Grundannahme wird festgestellt, dass man in Gärten, in denen maurerische Symbole verwendet wurden, davon ausgehen könne, dass der Besitzer oder der Architekt selbst Freimaurer gewesen sein müsse. (19, 145). Das Beispiel dafür sei eben Schwetzingen. Diesem Garten ist dann folgerichtig auch ein ganzes Kapitel des Buches bzw. eine Sektion bei der Konferenz gewidmet. Monika Scholl untersucht in ihrem Beitrag "Arion und Minerva – Schnäppchen für Schwetzingen? Zur Bedeutung der Schwetzinger Gartenausstattung" (125-149) die Frage, ob der günstige Ankauf der genannten Ausstattungsstücke nur ein preiswerter Gelegenheitskauf war und kommt bei ihrer Interpretation des Arion-Brunnens und des Minerva-Tempels im Kontext der Gartenentwürfe zu der Auffassung, dass der Kurfürst dem "eingeweihten Besucher des 18. Jahrhunderts" eine freimaurerische Bedeutungsebene sichtbar machen wollte. (134) Der Delphin des Arion-Brunnes sei, so die umstandslose Assoziation, mit Christus gleichsetzbar. Diese Behauptung wird indes nirgends durch eine Quelle aus dem näheren Umfeld des Kurfürsten belegt. Das betrifft auch die Deutung des Minervatempels. Nun wird keiner bezweifeln, dass es seit der Renaissance einen Göttersynkretismus gegeben hat, bei dem auch die Minerva als Isis oder Diana gelesen werden konnte, doch fehlt zu der keinen Zweifel zulassenden Interpretation jeglicher Beleg aus einem Schriftstück oder einem von Pigage, dem Gartenarchitekten, und dem Kurfürsten nachweislich in diesem Zusammenhang konsultierten literarischen oder wissenschaftlichen Werk: "Pigage schuf mit dem Minervatempel einen freimaurerischen 'Temple de la sagesse et de la vertu'." (143) Die Nutzung des Kellergeschosses des Mineravatempels wird als Logenraum angenommen und das "sogenannte 'Nebengebäude' spielt", obgleich nichts über die Verwendung überliefert sei, "eindeutig auf die Arbeit der Freimaurer an". (143). Es stehe "außer Zweifel" (145), dass Carl Theodor die gebraucht gekauften Skulpturen nur deshalb ankaufte, um sie seiner freimaurerische Ikonographie einzuverleiben. Der magere Hinweis darauf, dass Carl Theodor zeitweise einer Loge angehört habe, geht auf den von Jan Snoek in seinem Aufsatz gemachten Verweis auf zwei Einträge in Le Forestiers "Les Illuminés de Bavière et La Franc-Maçonnerie Allemande" (Paris 1914) zurück, Akten sind nicht mehr vorhanden. Ein bei Le Forestier zitierter Brief des Weimarer Illuminaten J. J. Ch. Bode, der eigentlich in der sogenannten Schwedenkiste (ein zwanzig Foliobände umfassender Dokumentenbestand, in dem die Papiere von Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg, Johann Joachim Christoph Bode und anderen bedeutenden Freimaurern und Illuminaten überliefert sind, heute überwiegend im Geheimen Staatsarchiv PK)? vorhanden sein müsste, wurde bisher ebenfalls nicht aufgefunden.

Die Entschiedenheit, mit der in dem Band bei freimaurischer Deutung der Gärten - nicht nur in Bezug auf Schwetzingen übrigens – meist auf jeden einschränkenden Konjunktiv verzichtet wird, frappiert aufgrund  der aufgezeigten Quellenlage schon. Auch Jan Snoek geht in seinem Beitrag davon aus, dass Carl Theodor von Anfang an dezidiert einen freimaurerisch inspirierten Plan in seinem Garten ausgeführt habe. Neben dem Delphin Arions repräsentiere das Kreuz des Wegegrundrasters ein christlich-maurisches, ja sogar rosenkreuzerisches Zeichen. Das selbst vorgebrachte Argument, dass es Carl Theodor war, der die Freimaurer- und Geheimbundaktivitäten 1784 in Bayern verbot und verfolgen ließ, ist für ihn kein möglicher Beleg dafür, dass Carl Theodor zu dieser Zeit kein Freimaurer (mehr) gewesen sein könnte, oder sich von der Freimaurerei abgewandt habe, im Gegenteil (155). Tatsächlich hatte der Kurfürst schon 1774 die Mannheimer Freimaurerloge "St. Charles de l'Union", der mehrere Mitglieder der Hofgesellschaft, darunter wohl auch der auf den Kurfürsten so einflußreiche Jesuitenpater Seedorf, angehört hatten, nach heftigen Auseinandersetzungen mit einer Gruppe von Jesuiten um Pater Ignaz Frank SJ auflösen lassen. Le Forestier wies auch darauf hin, dass sich Carl Theodor durch Pater Frank von der angeblichen Schädlichkeit der Freimaurerei überzeugen ließ. (161)

Mit großem Scharfsinn und breiter Kenntnis der freimaurerischen Rituale zieht Snoek Parallelen zur Gestaltung des Grundrisses des Gartenplans und identifiziert ein Sternensymbol (flammender Stern: allerdings ohne das übliche "G" im Zentrum! [163]) aus der Moschee sowie die allegorischen Statuen (Geometria, Gnomonia und Rhetorica) vor freimaurerischem Hintergrund. Dabei wird die Frage, ob sich der flammende Stern nicht auch in der orientalischen und orientalisierten zeitgenössischen Kunst finden lasse, nicht gestellt, auch, dass die Allegorien nach einem allgemeinen antiken Wissensfundus interpretierbar sind (Vitruv). Da die Statuen offenbar schon aus der Zeit vor Karl Theodor stammen (158), müsse, so Snoek, auch Carl Philip, Carl Theodors Vorgänger, Freimaurer gewesen sein. Ähnliches gilt für die Interpretation des Merkur-Tempels, des Badehauses oder des Wegerasters des Gartens, sie sind zunächst wenig mehr als kombinatorische Assoziationen. Kaum ein barocker Gartenplan kam ohne ein zentrales Wegekreuz aus, man könnte in sie ohne Schwierigkeiten die gleiche Logensymbolik einzeichnen wie in den Schwetzinger Plan, doch was wäre damit gewonnen? Ähnlich verhält es sich mit dem Symbol des alles sehenden Auges, das Snoek zwar als traditionelles Zeichen der Trinität innerhalb der katholischen Kirche ansieht, da es aber in der Jesuitenkirche in Mannheim nicht im Osten erscheine, spräche dies eindeutig für einen freimaurerischen Einfluss (172). Diese Argumentation ist für den Rezensenten nicht nachvollziehbar, zeigt sich doch der fromm-katholische Einfluß, insbesondere durch die Jesuiten auf Carl Theodor nicht zuletzt durch die Verwendung dieser seit der Renaissance gern benutzten Allegorie. Wir finden das "Allsehende Auge" auf dem Kupferstich des Stammbaums Carl Theodors und Elisabeth Augustes (Gebrüder Klauber von 1752). Dieser Kupferstich wurde bezeichnenderweise als Illustration für die von den Jesuiten ihrem Gönner Carl Theodor gewidmeten Festschrift "Basilica Carolina" anlässlich der Einweihung der Mannheimer Jesuitenkirche 1760 verwendet.1 Das "Allsehende Auge" erschien im Giebeldreieck der Spitalkirche genauso wie auf dem Ölgemälde, das eine Allegorie auf den Tod des neugeborenen Thronfolgers Franz Ludwig Joseph (um 1761) darstellt: Auf der mit dem Porträt Elsibeth Augustes geschmückten Stele steht eine Büste des antiken Zeitgottes Chronos mit dem Auge der göttlichen Providentia.3

Was die Überzeugungskraft der Argumente erheblich einschränkt, ist das fast völlige Fehlen von anderen Kontextualisierungen. Zu fragen wäre: Was waren die politischen und kulturellen Ziele des Kurfürsten, was bezweckte er mit seiner Gartenanlage im sich jeweils ändernden politischen, dynastischen, regionalen, religiösen und privaten Umfeld? Selbst wenn Carl Theodor Mitglied des von den Jesuiten unterwanderten Rosenkreuzer-Ordens – so die Vermutung der von ihm verfolgten Illuminaten - gewesen sein mag, was bedeutet das für die Interpretation einer Gartenanlage, die über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten entstanden ist? Von welcher Art Aufklärung wäre da zu sprechen? Gerade im Zusammenhang mit den bayrischen Erbfolgeauseinandersetzungen wurden Gärten - auch mittels freimaurerischer oder geheimbündlerischer Symbolik - zu feinjustierbaren Leitmedien politischer Selbstinszenierung ihrer Besitzer.2 Gab es keine bildkünstlerischen und gartenprogrammatischen Reflexionen, die Bezug hatten zum Ausbleiben eines legitimen Thronfolgers, zur Entfremdung von der Kurfürstin, der Liebe zu den verschiedenen Mätressen, zu den Ländertauschpläne Bayerns gegen die österreichischen Niederlande? Sind die arkadischen Anspielungen in dem berühmten Skulpturenprogramm nicht auch als Anspielungen darauf zu deuten? Wie wirkte sich der aufsteigende Landes-Patriotismus in diesem Zusammenhang aus, denkt man beispielsweise an die in Schwetzingen bei Gartenarbeiten 1762 gemachten archäologischen Ausgrabungen, die Carl Theodor im südlichen großen Boskett 1768 und 1771 zu zwei Denkmälern ("Kriegerdenkmal" und "Gartendenkmal") motivisch aufnahm? Das gilt auch für die Anspielungen auf Mysterien.

Es war gar nicht nötig – wie es etwa bei Fürst Franz von Anhalt-Dessau der Fall war -, daß der Gartenbesitzer überhaupt Freimaurer war. Fürst Franz etwa wollte den preußischen Thronfolger Friedrich Wilhelm beeinflussen und er tat dies zeitweise mittels der Adaption antikischer erotisch-kosmologischer Mysterien und Initiationswege in seinen Garten in Wörlitz. Gärten sind, entschiedener noch als reine Architekturbauten etwa, nie eine Abbildung einer im Moment der Entstehung festgehaltenen ursprünglichen Grundauffassung ihres Erbauers. Gärten wurden immer den sich über die Jahrzehnte wandelnden Anschauungen angepasst. So bedeutete etwa die Neugotik oder der Palladianismus im "langen" 18. Jahrhundert immer etwas anderes, wie Stephen Curl in seinem Beitrag sehr überzeugend darlegt. Warum sollte das in Bezug auf freimaurerische Symbolik anders sein? Zudem war das gedruckte Freimaurer-Schrifttum auch anderen Leserkreisen zugänglich, nicht nur Freimaurern. Welche Bücher kannte etwa Carl Theodor? Und: Initiationswege gehören zu Gärten, wahrscheinlich solange es Gärten gibt, wobei Eros und Thanatos die Spannung von Diesseits und Unterwelt stets umschließen. Was die Gärten jeweils bedeuten sollten, kann nur die konkrete Analyse der verschiedenen Zeitebenen zeigen. Sie muß auf verlässliches Quellenmaterial gestützt werden. Auch unter Hinweis auf die "enlightened, democratic attitude" (174) die häufigen Aufenthalte der Kurfürsten im Badehaus und davon ausgehend, die erotisch-generative Motivkette (176) als freimaurerische zu deuten, leuchtet dem Rezensenten nicht ein. Erotik und die symbolischen Hinweise auf die generativen Kräfte der Natur gehören zur Geschichte der Gartenkunst von Anfang an: Priapus und Venus sind die Gartengottheiten schlechthin, Phallus und Vulva sind beliebte Motive in der gärtnerischen Symbolik seit der Renaissance bis zum zeitgleichen Wörlitzer Garten.4 Auch die von Snoek als seltene Ausnahme angesehenen zwei Minarette der Moschee in Schwetzingen als einen Hinweis für Eingeweihte zu interpretieren, dass sie als die zwei Säulen Jachnin und Boas zu verstehen seien und daß, davon abgeleitet, die Moschee als Sinnbild des Salomonischen Tempels zu deuten wäre, überzeugt so nicht. Die zwei Minarette waren in der zeitgenössischen Gartenkunst überhaupt nicht selten; in Georges Louis Le Rouges zwischen 1775 und 1789 erschienenen berühmtem Kupferstichwerk "Jardins anglo-chinois à la mode", das als Musterkatalog für die Gärten der europäischen Hocharistokratie diente, ist etwa die Moschee aus Kew Gardens (entstanden um 1763) mit den zwei Minaretten ebenso abgebildet wie die nach diesem Vorbild 1784 erbaute Moschee im Bagno-Garten des Grafen Bentheim in Steinfurt. Es zeigt sich darin zunächst erst einmal vor allem der Modecharakter dieser orientalisierenden Gartenbauten in der Zeit.5 Auch Friedrich Wilhelm (II.), der Prinz von Preußen, hatte mehrere seiner Gartenarchitekturen wie z.B. den "Temple Moresque" direkt Le Rouges "Jardins Anglo-Chinois" (Heft 4, Paris 1776) entnommen. Über ihre Nutzung und Bedeutungszuschreibung sagt das erst einmal nichts.6

Sehr erhellend ist in diesem Zusammenhang der Beitrag von Udo Simon über die arabischen Inschriften der Moschee im Schwetzinger Schloßgarten (189-202), in dem zum ersten Mal die Sprichwortsammlung im Rahmen der frühen Orientforschung erläutert wird. Dabei gelangt er zu der vorsichtigen Deutung: "Unverkennbar ist die Tendenz, eine Elite der Tugendhaften und nach Weisheit Strebenden anzusprechen und heranzubilden. Nicht auszuschließen ist zudem, dass in einem Zeitalter, in dem höfische Überfeinerung und Stilisierung, Lust an der Allusion und am Geheimnis, aber auch der Zwang zur Vorsicht aus politischen und moralischen Gründen eine so bedeutsame Rolle spielten, die Sprüche eine direkte und eine indirekte Aussage, einen konkreten und einen ideellen Bezug vermittelt haben könnten, der nur dem Eingeweihten voll verständlich war." (201f.)

III. James Stevens Curl, der durch seine zahlreichen Schriften zur Ägyptomanie oder zur freimaurerischen Symbolik im 18. Jahrhundert seit langem ein anerkannter Experte auch auf dem Feld der Architektur ist, schlägt in seinem umfangreichen Einführungskapitel, das er bescheiden "Symbolism in eighteenth-century gardens. Some observations" nennt, einen weiten kenntnisreichen Bogen von den Gärten der Antike (Hadrians Garten) über die Gärten der Renaissance (Villa d'Este, Tivoli), den Hortus Palatinus in Heidelberg zu den Gärten Englands und Kontinentaleuropas. Curl zeigt eindrücklich symbolische Anspielungen in diesen Gärten und erklärt den Zusammenhang von reformatorischem Gedankengut, Philosophie und politischer Lagerbildung in Europa, der in der künstlerischen Anlage und technischen Ausstattung des Gesamtkunstwerkes Garten symbolischen Niederschlag fand. Besonders erhellend ist sein Kapitel zu England, wo er ausgehend vom 16. und 17. Jahrhundert die Baustile des Palladianismus und der Neugotik als politische Stile beschreibt und sich nicht auf die Deutung freimaurerischer Symbolik beschränkt. Die Konstruktion einer nordischen nationalen Identität führte zu Neucodierung der alten Baustile. Die Gotik wurde mit teutonischer Freiheit identifiziert, die dann unter den Hannoveranern erneut aufgerufen wurde, während das Second Palladian Revival des Burlington-Kreises ebenfalls zur Behauptung von dynastischer Kontinuität – zwischen Elisabeth Stuart, der Tochter von James I., und Gattin des Winterkönigs Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz (Hortus Palatinus) und der von den Whigs gestützten Hannoveraner Linie genutzt wurde: "Architecture as political propaganda was on the agenda from the very start of the eighteenth century" (39). Leider verzichtet Curl darauf, den Einfluss der englischen Freimaurerei auf die Gartenkunst nachzuzeichnen. Er kommt in diesem Zusammenhang vielmehr auf Deutschland und den Garten von Wörlitz zu sprechen, den er – gestützt auf eine Auswahl deutscher Arbeiten - als freimaurerisch interpretiert. Zwar kann auch er nicht nachweisen, dass Fürst Franz von Anhalt-Dessau ein Freimaurer gewesen sei, bei der Kleinheit der Länder des Alten Reiches scheint er aber mit dem (fragwürdigen) Hinweis darauf, dass ein Friedrich Ferdinand (1769-1830) und ein Heinrich (1778-1847) von Anhalt-Köthen(-Pleß) Freimaurer waren, nahe legen zu wollen, dass auch Fürst Franz Freimaurer gewesen sei. Friedrich Ferdinand und Heinrich waren allerdings nachgeborene Söhne und Offiziere im preußischen Militär, und erst Jahrzehnte später Standesherren auf Pleß bzw. ab 1818 bzw. 1841 Fürsten. Friedrich Heinrich konvertierte übrigens 1825 zum Katholizismus und stand den Jesuiten nahe.

Als eine wichtige Eigenart im Alten Reich muss bedacht werden, dass regierende Fürsten eben nur ausnahmsweise aktive Freimaurer waren und wenn, dann meist nur in ihrer Zeit als (Kron-)Prinzen. Es ist erwiesen, dass Mitglieder der fürstlichen Familie und des Hofstaates von Anhalt-Dessau zu einer früheren Zeit Freimaurer waren, so der natürliche Sohn des Alten Dessauers und Anhalt-Dessauer Hofmarschall Behrenhorst während seiner Zeit im Generalstab des Prinzen Heinrich 1758, in der Loge "Philadelphia zu den drei goldenen Armen" in Halle/Saale. Hier könnte er auch mit Hans Rudolf von Bischoffwerder, dem späteren einflussreichen mystischen Einflüsterer von Friedrich Wilhelm (II.) von Preußen, zusammengetroffen sein.7 Bischoffwerder war dann auch ein enger Kontaktpartner zu Fürst Franz von Anhalt-Dessau. Selbst Friedrich Wilhelm wurde durch Wöllner und Bischoffwerder von den Freimaurern abgeschirmt, nachdem er König geworden war. Die beiden hatten ihr Ziel, Einfluss auf den König zu gewinnen, erreicht. Diese unmittelbare Einflussnahme wollten sie nicht von Freimaurern beeinträchtigt wissen. Der Kurfürst Wilhelm I. von Hessen-Kassel fasste sehr treffend zusammen, warum regierende Fürsten nicht praktizierende Freimaurer sein sollten: "Mein Bruder Carl hatte seit 1777 sogar alles erdenklich Mögliche versucht, mich dafür [die Freimaurerei] zu interessieren, allein meine Stellung und Pflichten als Souverän waren mit einer solchen Bindung gänzlich unvereinbar. Die extreme Familiarität und Gleichheit, welche in dieser Bruderschaft vorherrschen, könnte bei zu vielen Dingen hinderlich werden, was mich bewogen hat, ihr auch künftig fernzubleiben."8 Das trifft wohl auch schon für König Friedrich II. von Preußen zu, der nach der Thronbesteigung 1740 seine eigenen Freimaureraktivitäten einstellte.9

Stephen Curl kennt offenbar nicht die Arbeiten von Erhard Hirsch und die des Rezensenten zu Dessau-Wörlitz. Beide lehnen eine enge freimaurerische Deutung des Wörlitzer Gartens ab. Gärten und Mysterien gehören allerdings, wie oben angedeutet, zusammen seit es Gärten gibt. Auch die Freimaurerei zieht bekanntlich die genealogischen Herleitungen ihrer Initiationsrituale aus den ägyptischen, eleusinischen oder hebräischen Mysterien. Der Mystischen Partie des Wörlitzer Garten wurde aber durch die wörtliche Verquickung der Isis-Initation nach Apuleius' "Metamorphosen/Der Goldene Esel" mit dem Venus-Hymnus des Lukrez der Einweihung in die Geheimnisse der Venus/Isis eine erotisch-mystische und nicht eine hermetisch-esoterische Deutung unterlegt. Der philologische Vergleich der Übersetzungen des Apuleius durch den Vertrauten des Fürsten, August Rode, und eines Freimaurers wie Ignaz von Born zeigt genau den Unterschied. Das Wesen mystischer Initiation erscheint in Rodes offiziellem Gartenführer – wie das der Naturgeheimnisse überhaupt – in der Anziehung der Geschlechter, in der kreatürlichen Fortpflanzung, im erotisch-kosmologischen Wirken einer göttlichen Venus.10 Fürst Franz warnte zudem vor Freimaurern und Illuminaten und versuchte, den Prinzen von Preußen für seinen geheimen Fürstenbund mit drei ihm probat erscheinenden Mitteln zu gewinnen: mittels Mystik, Erotik und altständisch-patriotischer Gartenkunst. Der Versuch, den Prinzen von Preußen über den Illuminatenbund für den Fürstenbund anzuwerben, gab Herzog Carl August von Sachsen-Weimar auf, da er den Widerwillen des Fürsten von Anhalt-Dessau, der den Fürstenbund wesentlich mitorganisierte und ein Vertrauter der Prinzen von Preußen geworden war, „gegen die Fr[ey] M[aure]rey und alle geheimen Verbindungen“11 feststellte. Auch bemerkte er, dass auch der Prinz von Preußen sich „gegen die Ill[uminaten] geäußert" habe.12 Bevor man also den Fürsten Franz von Anhalt-Dessau zum Freimaurer und den Wörlitzer Garten zu einem freimaurerischen erklären kann, muss man stichhaltige Quellen anführen können.

IV. Im Folgenden soll - aus Platzgründen leider nur stichpunktartig - auf die weiteren Beiträge eingegangen werden. Michael Symes erläutert die elegische Gartentradition in Europa vor dem arkadischen Motivhintergrund (69-76). Caroline Holmes gibt einen sehr nützlichen und beispielgesättigten Überblick über die symbolische Bedeutung von Pflanzen und deren gärtnerischen Nutzung (77-106) von der Antike bis in die englische und französischen landschaftliche Gartenkunst des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Sie stellt schließlich fest, dass es schwer sei, "to isolate masonic plant symbolism from the religious, artistic, musical and literary associations" (104). Cristina Ruggero untersucht Filippo Juvarras Capriccios für europäische aristokratische Gartenliebhaber (August der Starke, Fredrick IV. von Dänemark, Lord Burlington u.a.), wobei Juvarra von der arkadischen Gesellschaft in Rom ausging, die die patriotischen eleusinischen Gartendenkmäler von Gärten wie Stowe oder Jägerspris gleichsam vorwegnahm. Patrizia Granziera geht in ihrem Aufsatz "Politics and Freemasonic Symbolism in 18th Century Venetian Architecture and Garden Design" auf venezianische Gärten ein, wobei sie nachzuweisen versucht, dass der Neu-Palladianismus einiger Baumeister (Algarotti, Maffei u.a.) direkt durch englische Freimauer beeinflusst worden sei. Wim Oers beschreibt den Garten Schönenberg bei Brüssel, der über die dynastische Verbindung der Habsburger durch Albert von Sachsen-Teschen, Prinz von Polen, gestaltet wurde, als einen Ausdruck von "aufklärerischer" Baukultur. Der Baumeister von Charles De Wailly, der Alberts Pläne weiter entwickelte, war ein eifriger Freimaurer. Der Versuch von Oers, durch eine arithmetrisch-geometrische Analyse des Gartenplans und der Gartenbauten Schönenberg als "decidendly enlightened garden" zu interpretieren, lässt sich auch aufgrund der schwachen Qualität der Abbildung nur schlecht nachvollziehen. Annegreth Dietze gibt in ihren Beitrag "Freimaureraktivitäten und die Bedeutung für die norwegische bürgerliche Gartenkunst des 18. und 19. Jahrhunderts" (243-262) einen Einblick in ihr Dissertationsprojekt. Obwohl sie zeigt, dass die Freimaurerei in Norwegen im 18. Jahrhundert nur sporadisch gewirkt hat, legt sie nahe, dass durch die Versuche norwegischer Bürger, mit ihrem König Friedrich V., der als Oldenburger den Thron des dänisch-norwegischen Gesamtstaates innehatte, in Kontakt zu kommen, ein Einfluss auf die norwegische bürgerliche Gartenkunst anzunehmen sei. Sie zeigt nachvollziehbar an interessantem Material, dass es eine spezifische patriotische Ausformung der norwegischen Gartenkunst gegenüber Dänemark und Schweden gegeben hat. Die Gärten "drückten die Opposition gegenüber der herrschenden dänischen Regierung aus" (259).

Der erwähnte Beitrag von Erik Westengaard bespricht drei Gärten von Freimaurern im damaligen Dänemark. Leider verzichtet Westengaard, der sich in seiner Deutung auf "zuverlässiges Quellenmaterial" (264) stützt, unverständlicherweise auf Quellennachweise, weil er meint, dass sie als Materialien aus Akten der dänischen Großloge auf Dänisch vom Leser ohnehin nicht verstanden würden. Die Herausgeber versuchen, die Lücke ihrerseits zu schließen, können aber nur allgemeine vergleichende Hinweise auf freimaurerische Rituale geben.

Westengaard beschreibt den Garten Louisenlund bei Schleswig von Prinz Carl von Hessen-Kassel, der ein eifriger Freimaurer und Alchemist war und dessen "Interesse für das Esoterische an Wahnsinn" (269) grenzte. Im Archiv des dänischen Freimaurerordens befindet sich das persönliche Archiv Carls von Hessen, aus dem man die drei begehbaren Wege des Gartens ablesen könne: einen alchemischen, einen theosophischen und einen freimaurerischen (266). Westengaard stellt die Wegeführungen vor, verweist aber nur allgemein auf die Aktenlage. Auch macht er deutlich, dass die freimaurerischen Symbole im Garten "nicht unmittelbar" darauf hinweisen, "dass es für den Garten einen übergeordneten Plan gab; möglicherweise liegt das daran, dass er nie vollendet wurde" (270). Sehr spannend ist auch Westengaards Interpretation des Gartens von Jägerspris im Norden von Seeland (Dänemark), der dem Erbprinzen Frederick, dem Halbbruder des Königs Christian VII., gehörte. Dem Garten, der bisher bekannt ist vor allem durch die patriotische Tendenz des Hauses Oldenburg, sich als angestammten Vertreter des dänischen Gesamtstaates zu inszenieren, wird über den Freimaurer und Bildhauer Johannes Wiedewelt, der das umfangreiche Skulpturenprogramm realisierte, durch eine freimaurerische Deutung ergänzt. Speziell die Interpretation des Denkmals für Herzog Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel, Bruder der verwitweten Königin Juliane Marie und Mutter des Erbprinzen, und des Ost-West-Weges sowie der Skulpturen für Bischof Absalon bis zum Monument Benedicts, Svend Estridsens Sohn, als "das  Edle Vorbild der brüderlichen Liebe", ist äußerst erhellend, und man bedauert als Leser noch einmal, dass der Aufsatz keine Fußnoten des Verfassers besitzt. Die Frage bleibt dabei in Zukunft noch zu beantworten: Was wussten der Erbprinz und Ove Jørgensen Høegh-Guldberg, der Staatsmann und Erzieher des Prinzen, von den freimaurerischen Bedeutungszuschreibungen des Künstlers? Kannten sie diese Dimension oder funktionierte das Garten-Programm nicht auch ohne diese Kenntnis, wie die patriotisch-dynastische Interpretation durch den dänisch-deutschen Gartentheoretiker C.C.L. Hirschfeld in seiner "Theorie der Gartenkunst"13 zeigt? Der dritte dänische Garten, den Westengaard vorstellt, ist Johan Bülows Garten bei Sanderumgaard. Bülow war Hofmarschall und Kammerherr des Kronprinzen Frederik (VI.), der mit seiner Machtübernahme 1784 die Macht Guldbergs (und des Erbprinzen) und dessen konservative Politik beendete. Bülow wurde 1793 plötzlich durch Intrigen aus seiner Stellung gedrängt und legte seit der Zeit seinen Garten auf seinem Gut 15 km vor Odense an. Zwar wurden hier keine Logenabende abgehalten, auch ließen sich keine "Stellungnahmen zu den übergeordneten freimaurerischen Systemen" (278) finden, er sei aber ein anspielungsreicher "gedankenvoller" Garten, nur die Hütte "Tankefull" verweise auf "deutlichere Freimaurersymbolik" (281).

Agata Kataerzyna Michalska schreibt ihre Dissertation über den Einfluss der Freimaurerei auf die polnische und europäische Gartenkunst. Ihr Buchbeitrag gibt einen Einblick in ihre Forschungen, wobei sie sich auf "Dobrzyca Park" und "Arcadia" konzentriert. Sie interpretiert einige Architekturen des erstgenannten Gartens freimaurerisch, allerdings erscheint dies aufgrund der Quellenlage nicht zwingend: Die Astraea gehörte zum arkadischen Personal der gesamten Schäferliteratur. Auch der Garten von Arcadia lässt sich problemlos vor dem Hintergrund der arkadischen Bildwelt interpretieren. Helena Radziwill und Isabella Czartoryska waren zwar Mitglieder der Adoptionsloge von Warschau (Mopsorden), das ist seit längerem bekannt. Aber auch hier scheint die Interpretation des arkadischen Aspekts auch ohne eine dezidiert freimaurerische Engführung plausibler, so lange die Quellenlage nicht besser ist. Ein wesentlicher Zug des Mopsordens war eben die Geselligkeit, der die Damen der aristokratischen Oberschicht huldigten. Wie in Sachsen-Gotha ging das Interesse am Mopsorden problemlos mit dem Engagement im Orden der heiteren Eremiten ("Ordre des Eremites humeures") überein. Hier sollte der männlichen Logenexklusivität das gesellige Leben der arkadischen Pilger entgegengesetzt werden.14 Die Vermittlung des Arkadischen mit dem Patriotisch-Elegischen und der Logenrealität in Arcadia wünschte man sich deutlicher herausgearbeitet.

Frank Albo erläutert in seinem Beitrag "The Masonic Garden 'Desert de Retz', near Paris" den Garten zunächst allgemein vor dem aufgezeigten Theoriehintergrund, um dann Racine de Monville, den Besitzer des Gartens zu deuten. Dabei verhält er sich distanziert zu der von Anthony Vidler gemachten Feststellung, dass Monvile "unequivocally" ein Freimaurer war, da er in keiner Mitgliederliste des Pariser Grand Orient auftauche. Monville war ein "society playboy", Albo interpretiert nachvollziehbar die Satyr-Grotte, den Pan-Tempel und das Haus in Form einer zerbrochene Säule anders als Vidler und Olauson im Kontext der "Vitruvian satyric plays as well as the Eleusian mysteries" (304). Obwohl keine griffigen Belege gebracht werden, könne man den Garten als "masonic theatre" bezeichnen.

Sascha Winters Aufsatz "'Wo der Tod winkt, lächelt das Leben'. Gräber von Freimaurern und Rosenkreuzern in Gärten um 1800", der einen Einblick in das Dissertationsprojekt gibt, breitet erfreulich solide den Forschungsstand über die Gartengräber in Siegen, Sanssouci, Baum, Machern und Gotha aus, wobei er, sich an die Meinung des Rezensenten anzuschließen scheint: "Bei diesem äußerst ergiebigen Forschungsfeld ist inzwischen aber vor einer esoterischen und mystisch-okkulten 'Überinterpretation' von Gärten und Parks um 1800 zu warnen" (312). Den Abschluss des Bandes bildet der Aufsatz von Berit Ruge, Doktorandin an der Freien Universität Berlin, mit dem Titel "Der Einfluss des Ordens der Gold- und Rosenkreuzer auf Gartengestaltungen der Spätaufklärung in Deutschland am Beispiel alchemistischer Symbolik". Im Mittelpunkt steht der Potsdamer Neue Garten "als Paradebeispiel" einer rosenkreuzerischen Garteninszenierung. Leider verweist Frau Ruge - im Gegensatz zu Sascha Winter - nicht detailliert darauf hin, was an Forschungsvorleistungen existiert. Noch immer ist der Aufsatz von Clemens Alexander Wimmer "Die Geheimnisse des Neuen Gartens"15 von 1993 das Umfassendste und Beste, was man dazu lesen kann. Der Hinweis auf Wimmer erfolgt aber eher beiläufig, ohne dessen akribische Forschungsleistung zu würdigen, wie auch ansonsten die Argumente stets mit Hinweis auf die vorliegende Forschungsliteratur verbunden werden sollten. Frau Ruge versucht, anders als Wimmer, die Hieroglyphen der Pyramide rosenkreuzerisch-alchemistisch zu deuten. Da wir aber von der ursprünglichen Hieroglyphen-Anbringung an der Pyramide nur zwei einander gänzlich widersprechende zeitgenössische Abbildungen besitzen, die heutige Erscheinungsform aber eine völlig andere ist und da auch die Autorin nicht das Vorbild für die Hieroglyphen aus dem Umfeld des Königs oder Wöllners ermitteln kann, bleibt die Deutung völlig spekulativ. Die Analogieschlüsse zu Ignaz von Born, dürften von vornherein in die falsche Richtung gehen, da dieser Illuminat war - es sei denn, man könnte nachweisen, dass seine Schriften vom König oder Wöllner, seinem Gartenintendanten, gelesen wurden. Sinnvoll wäre es z.B., wenn die Bibliothek des Königs, deren Bestand überliefert ist, genau gesichtet würde, um nachvollziehbarere Begründungen beizubringen. Welche Überzeugungskraft soll - mit Hinweis auf die Pfaueninsel als eines Lieblingsplatzes des Königs - der Satz haben: "Obendrein hatte sich im 17. Jahrhundert der Alchemist Johann Kunkel ein Labor auf der Insel eingerichtet, wo er das begehrte Goldrubinglas herstellte." Kannte der König Kunkel? Und wie sind die widersprüchlichen Hinweise zu verstehen, dass sich der König einmal in der Nähe der Urne für die Gräfin Ingenheim bestatten lassen wollte (339), andererseits aber "in unmittelbarer Nähe der Pyramide (349, 351). Hier könnte die Konsultation eines Aufsatzes von Alfred Hagemann für Aufklärung sorgen.16 Der weist nämlich nach, dass sich Friedrich Wilhelm das empfindsame Vorbild der "Gossen Landgräfin" in Darmstadt zum Vorbild nahm und nicht die Pyramide wählte. Auch der "ursprüngliche" Standort der Isis (Diana Ephesos, Hertha) für die vorgeschlagene Achsenziehung ist nicht sicher festzustellen, denn sie taucht in den wenigen Beschreibungen, die wir besitzen, immer wieder an anderen Stellen auf.

V. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es zunächst sehr zu begrüßen ist, dass sich erfahrene und jüngere Wissenschaftler des Themas in einem länder- und disziplinübergreifenden Verbund annehmen. Der Band vermag eine erste Zwischenstufe bei diesem Unterfangen anzuzeigen, Gärten in ihrem freimaurerischen und hermetischen Sinngehalt zu erschließen.

Damit sollte fortgefahren werden, aber nicht ohne selbstkritisch die Ergebnisse zu gewichten. Dem Aufstellen kühner Thesen sollte im Regelfall der unvermeidlich aufwendigen und zeitraubenden Recherche in den Archive und Bibliotheken nachfolgen. Gärten lassen sich nicht mit einem einzigen Schlüssel aufschließen, ein vor allem assoziatives und kombinatorisches Vorgehen ist zum Scheitern verurteilt und vermag nur auf den ersten Blick zu verblüffen. Gärten sind nur in den seltensten Fällen rein freimaurerisch, sie besitzen verschiedene, sich wandelnde Zeit- und Bedeutungsebenen. Sie zu erforschen, bedarf es großer Akribie und der Fähigkeit, die Hypothesen immer wieder kritisch zu hinterfragen und vor allem mit Quellen zu belegen. Der Band bietet ein paar gute Beispiele dafür. Man darf gespannt sein.

Michael Niedermeier

1) Vgl. Lebenslust und Frömmigkeit. Kurfürst Carl Theodor (1724-1799) zwischen Barock und Aufklärung. (Ausstellungskatalog) Hrsg. von Alfried Wieczorek, Hansjörg Probst und Wieland Koenig. Regensburg 1999, Bd. 2, S. 6.

2) Ebd. S. 243;

3) Vgl. etwa: Michael Niedermeier: „Von der Schrift in die Landschaft. Die Isis-Initiation des Apulejus in der Mystischen Partie des Wörlitzer Gartens“, in: Übersetzung und Transformation. Hrsg. v. Hartmut Böhme, Christof Rapp und Wolfgang Rösler, Berlin 2007, 267-308; Ders: „Der Herzogliche Englische Garten in Gotha und das Geheimbundwesen“, in: Freimaurerische Kunst – Kunst der Freimaurerei, hg. v. Helmut Reinalter, Innsbruck u.a. 2005, 127-151.

4) Vgl. M. Niedermeier: Erotik in der Gartenkunst. Eine Kulturgeschichte der Liebesgärten. Leipzig 1995.

5) Georges Louis Le Rouge: Moschee, Kew Gardens, Paris; Georges Louis Le Rouge: Bagno: Die Moschee (erbaut 1784), Kolorierter Kupferstich (Le Rouge: Les jardins anglo-chinois, Cahier XXI, Paris 1787, Tafel 14); Abb. in: Bernard Korzus: Bagno – Neugotik – Le Rouge  Beiträge zur europäischen Gartenforschung (Mitteilungen der Pückler Gesellschaft, Neue Folge Heft 23, 2008), S. 19 und 21 (im Erscheinen)

6) Vgl. Bernard Korzus: 1792 im Potsdamer Neuen Garten. In: Wieder wandelnd im alten Park. Beiträge zur Geschichte der Gartenkunst für Harri Günther zum 65. Geburtstag. Potsdam 1993, S. 29-55.

7) Vgl. Karlheinz Gerlach: Die Freimaurer im Alten Preußen 1738-1806. (Quellen und Darstellungen zur europäischen Freimaurerei, hg. von Helmut Reinalter, Nd. 8), Innsbruck/Wein/Bozen 2007, Teil 1, S. 386f.

8) Zitiert nach: Rainer von Hessen (Hrsg.): Wir Wilhelm von Gottes Gnaden. Die Lebenserinnerungen Kurfürst Wilhelms I. von Hessen 1743-1821. Frankfurt a. M./New York 1996, S. 180.

9) Karlheinz Gerlach:  Die Freimaurer im Alten Preußen (Anm. 4), S. 24.

10) Vgl. Anm. 1.

11) Herzog Ernst II. von Gotha an Koppe, 26. März 1785; Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin; 5.2. G 39; Freimaurer, Nr. 100, Dok. 160.

12) Ebenda. Vgl. auch Carl August an Ernst II. von Gotha, Braunschweig, 20.8.1784; Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin; 5.2. G 39; Freimaurer, Nr. 100, Dok. 271. Abgedruckt bei W. Daniel Wilson: Geheimräte gegen Geheimbünde. Ein unbekanntes Kapitel der klassisch-romantischen Geschichte Weimars. Stuttgart 1991, S. 300f.

13) Christian Cay Lorenz Hirschfeld: Theorie der Gartenkunst. Leipzig 1779-1785, Bd. 3, S. 198-201,

14) Vgl. etwa: Bärbel Raschke: Arkangesellschaften und Freimaurerei. Entwicklungs- und Beziehungsprobleme aus der Perspektive hochadliger Frauen. In: Geheime Gesellschaft. Weimar und deutsche Freimaurerei. Ausstellungskatalog. Hrsg. von Joachim Berger und Klaus-Jürgen Grün. München-Wien 2002, S. 153-159

15) Clemens Alexander Wimmer: Die Geheimnisse des Neuen Gartens. In: Potsdamer Schlösser und Gärten. Hrsg. v. der Gartendirektion der Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci. (Ausstellungskatalog), Potsdam 1993, S. 164-171.

16) Alfred Hagemann: Ein Philosophengrab für einen armen Sünder? Überlegungen Friedrich Wilhelms II. zu einer Bestattung im Neuen Garten zu Potsdam. In: kritische berichte 4 (2005), S. 83-92.

Symbolism in 18th century gardens. The Influence of Intellectual and Esoteric Currents, such as Freemasonry / Symbolik in Gärten des 18. Jahrhunderts. Der Einfluss unterschiedlicher philosophischer Strömungen, wie auch der Freimaurerei. Ed./Hrsg. von Jan A.M. Snoek, Monika Scholl und Andréa A. Kroon. Den Haag 2006; 374 S., diverse s/w Abb. ISBN-10: 90-807778-3-8/ISBN-13:978-90-807778-3-5

(Rezension, zuerst erschienen in: Zeitschrift für Internationale Freimaurer-Forschung. Hrsg. von Helmut Reinalter in Zusammenarbeit mit dem Institut für Ideengeschichte. 10. Jg. 2008, Heft. 19 [Innsbruck-Wien-Bozen], S. 67-80)