Zangheri, Luigi; Lorenzi, Brunella; Rahmati, Nausikaa Mandana: Il giardino islamico. (Firenze 2006)

In der innerhalb von nur 6 Jahren schon auf 15 Bände angewachsenen Gartenreihe des Florentiner Verlages erschien nun dieses, Europa überschreitende Werk, im Unterschied zu früheren Reihentiteln sogar mit festem Einband und farbigen Tafeln. Während die ersten Annäherungen westlicher Autoren an das Thema Islamische Gärten (von Marie-Luise Gothein bis Penelope Hobhouse) mehr populärwissenschaftlich waren und wegen des fehlenden Zugangs der Autoren zur arabischen Sprache nur eine beschränkte Rezeption erlaubten, sind im vergangenen Jahrzehnt auch Werke erschienen, die unter Autorenschaft oder Mitwirkung arabischer Autoren entstanden sind.

Der Florentiner Gartenhistoriker Zangheri ist ein weiteres bemerkenswertes Werk gelungen, das die Aspekte des islamischen Gartens weit und sachkundig umspannt. Vorteil des Autors ist, dass er in der westlichen wie in der östlichen Welt gute Kenntnisse besitzt und daher den wechselseitigen Kulturaustausch besonders gut darstellen kann.

Zangheris Beitrag ist thematisch gegliedert. Dabei werden Beispiele von Andalusien bis Indien in allen Kapiteln herangezogen. Am Anfang erklärt er die arabischen Gartenbegriffe in Wort und Bild. Das zweite Kapitel ist dem Wasser als Grundvoraussetzung für den islamischen Garten gewidmet. Die berühmten arabischen Zisternen- und Bewässerungssysteme werden erläutert. Kapitel 3 behandelt Blumen und Obstarten. Kapitel 4 beschreibt eine tausendjährige Zypresse im Iran und die Verwendung dieser Baumart in den islamischen Gärten. Kapitel 5 betrifft öffentliche Gärten und Spazierwege, Kapitel 6 Friedhöfe und Grabanlagen, Kapitel 7 die Gärten des Topkapi-Serails in Konstantinopel und Kapitel 8 die Feste in islamischen Gärten. Dieser Teil des Buches endet auf S. 160.

Es folgen als Anhänge zunächst zahlreiche kürzere europäische Quellentexte aus dem 17.-20. Jahrhundert sowie Beiträge anderer Forscher, die bisher nicht oder an entlegenen Stellen veröffentlicht wurden.

Der zweite Hauptbeitrag ist eine Studienarbeit von Zangheris Schülerin Brunella Lorenzi über die Gärten im islamischen und normannischen Sizilien (S. 207-289).

Den dritten umfangreichen Beitrag lieferte Nausikaa Mandana Rahmati über persische Gärten (S. 291-440). Hier werden einzelne Anlagen, nach den verschiedenen orientalischen Staaten von Afghanistan bis Usbekistan geordnet, in der Art eines Inventars behandelt. Beigegeben sind Grundrisse, eine systematische Tabelle der Gärten sowie ein Glossar der erwähnten Herrscherdynastien.

Alle Texte sind mit Fußnoten und umfangreichen Quellenangaben versehen. Die zahlreichen Abbildungen reichen von arabischen Darstellungen über alte europäische Holzschnitte und Stiche bis zu Zustandsfotos.

Trotz einer gewissen Inhomogenität ein hochwertiges wissenschaftliches Kompendium, dem weiteste Verbreitung zu wünschen ist. Hierbei wäre eine englische Fassung förderlich.

Clemens Alexander Wimmer

Zangheri, Luigi; Lorenzi, Brunella; Rahmati, Nausikaa Mandana: Il giardino islamico. Firenze : Olschki, 2006. - 482 S. : Ill. - 45 Euro. - ISBN 88-222-5521-6