Gröning, Gert und Uwe Schneider: Stolo. Bibliographische Findmittel zur Gartenkultur. Band 1: Italien (Worms 2009)

Kann, ja, darf man in einem Zettelkasten schmökern? Was Umberto Eco als eine Grundlage des wissenschaftlichen Arbeitens sah, nämlich Literatur zusammen zu tragen und zu kommentieren, haben Gert Gröning und Uwe Schneider für den interessierten Leser und Forscher getan. In ihrer auf zehn Bänden angelegten Reihe „Stolo“ sollen laut Untertitel „bio-bibliographische Findmittel zur Gartenkultur… in Mittel- und Westeuropa“  vorgestellt werden. Jetzt ist der erste Band erschienen: Italien.

Das Buch gliedert sich in die Hauptabschnitte: allgemeine (II) und spezifische Hilfsmittel (III), Handbücher und Überblickswerke sowie Beiträge zu speziellen Themen (IV), Primärmaterialien (V), Zeitschriften und Reihen (VI), Internet-Ressourcen (VII) und Organisationen (VIII). In den letzten Abschnitten werden wichtige Adressen und Sammlungen angegeben – beides unabdingbare Hilfestellungen, um wissenschaftliche Recherchen schnell und gezielt anstellen zu können.

Eine gewisse Unentschiedenheit zwischen Bibliographie und Findmittelverzeichnis kennzeichnet das Buch. Einerseits will es laut Titel und Einleitung ein Verzeichnis von Findmitteln sein. Andererseits sollen auch  „Übersichtswerke zur Geschichte und Theorie“ (S. 15) sowie „Literatur u. a. Arbeiten“ (S. 17) enthalten sein, so dass der Band auch eine Art Bibliographie ist. Trotzdem war man sich bewusst, keine Bibliographie des gesamten italienischen Gartenschrifttums liefern zu können (S. 20). Bedauerlicherweise ist die getroffene Auswahl dann doch sehr beliebig und lässt einige der zentralen Werke vermissen.

Wer die Situation in Italien in den letzten Jahrzehnten beobachtet hat, wird mit Freuden festgestellt haben, dass es nicht nur mehr und mehr Fachführer gibt, sondern auch eine umfassende, fundierte wissenschaftliche Literatur zum Thema entstanden ist. Angefangen von der Festkultur Roms, über die beliebte Vedutenmalerei hin zur Erforschung der Zitruskultur wurden gartenkulturelle Themen bearbeitet. Dies zeigte sich zuletzt in der 4000 Titel umfassenden Bibliografia del giardino e del paesaggio italiano 1980-2005, die 2008 von Lucia Tongiorgi Tomasi und Luigi Zangheri in Florenz herausgegeben wurde. Von den Autoren wird sie leider nicht erwähnt.

Erhebliche Probleme ergeben sich, wie bei den meisten gedruckten Bibliographien, aus der nötigen, eingangs genannten Gliederung nach Sachgebieten. Im Hauptteil (IV, S. 114-455) werden Bücher nach Themen vorgestellt: beispielsweise Gartenamt und Kommune – Gartendenkmalpflege – Gartengeschichte – Gesetze – Naturschutz, Heimatpflege – Bauerngarten – Baumschulen, Gärtnereien – Festschmuck usw. Unter manchen Überschriften wie „Vorgarten“ oder „Kleingarten“ findet man nur den lapidaren Eintrag „Keine Beiträge.“ Dies hängt damit zusammen, dass die Überschriften einer Vereinheitlichung folgen, die sich in den Folgebänden offenbar fortziehen soll, hier nicht aber unbedingt dazu geeignet ist, die italienische Gartenkultur abzubilden. So finden sich etwa die Überschriften „Einfamilienhaus, Villen- und Gutsgarten“ sowie „Schlossgarten (hierunter fallen Anlagen, die irgendwann von einem Herrscherhaus genutzt wurden)“. Tauchen unter dem ersten Stichwort die Villengärten der Herrscherfamilien Farnese, d’Este und Medici (u.a. Boboligarten) auf, werden unter dem zweiten Objekte genannt, die von keiner Herrscherfamilie angelegt wurden wie etwa die Gärten der Villa Gamberaia oder Villa Olmo, und selbst der Strandpark „Passeggio di Chiaia“ findet sich hier. Die Gärten der Medici firmieren aber auch unter „Sakrale Anlagen“. Das Buch Il Giardino Sacro steht hingegen unter „Allgemeine Handbücher“. An solchen Stellen hätte man sich eine strengere Durcharbeitung gewünscht. Dass Themen wie Gartenbau, Pflanzensammlungen oder Botanik (nur „Botanische Gärten“ tauchen auf) generell ausgespart sind, ist auch im Hinblick auf die folgenden Bände der Reihe bedauerlich.

Werke, die nach Ansicht der Autoren in mehrere Kategorien passen, werden zudem mehrfach aufgeführt. Dies geschieht jedoch nicht in Form von Verweisen, sondern in vollständiger, nicht modifizierter Wiederholung der kompletten Inhaltsangabe, die oft über mehr als eine Seite läuft (z. B. Katalog der Ornamentstichsammlung S. 86 und 473), was das Werk unnötig aufbläht. Denn wie schon in der verdienstvollen, von den gleichen Autoren erstellten Datenbank www.garden-cult.de werden alle aufgenommenen Werke auch inhaltlich ausgewertet. Dieser Ansatz einer kommentierten Bibliographie ist naturgemäß sehr hilfreich. Die Inhaltsangaben betreffen allerdings bei Sammelwerken nicht nur die italienischen Themen, sondern auch Inhalte, die nichts mit Italien zu tun haben. Dies erklärt sich durch die Absicht, die jeweiligen Inhaltsauswertungen auch gleich für die neun geplanten Folgebände verwenden zu wollen, führt jedoch bereits im Rahmen des vorliegenden Bandes zu erheblicher Redundanz. Die Beurteilung der einzelnen Bücher oder Aufsätze durch die Autoren ist übrigens nur in Deutsch gehalten, während Einleitung und Überschriften auch auf Italienisch enthalten sind. Dies dürfte in Italien auf wenig Verständnis stoßen.

Im Anschluss an die Titelaufnahmen sind Schlagwörter in eckigen Klammern abgedruckt, deren Herkunft aus der digitalen Version unverkennbar sind, die in der Buchform aber wenig helfen, da man sie nicht anklicken kann. Da es kein Orts- und Namenregister gibt, ist ein Zugang ausschließlich über die Überschriften und die chronologische Ordnung möglich, was die Gebrauchsfähigkeit stark einschränkt. Dem Rezensenten war es deshalb auch nicht möglich, über die Vollständigkeit der Erfassung eine Aussage zu treffen. Lücken fallen jedoch allein beim Durchblättern auf: Georgina Massons Standardwerk Italian Gardens scheint ebenso zu fehlen wie Harry Inigo Triggs The Art of Garden Design in Italy, 1908. Unter „Sakrale Anlagen“ findet sich kein einziges Werk über Kalvarienberge wie etwa I Sacri Monti dell’arco alpino italiano, Ivrea 1990. Bei den Reprints fehlt das von Iris Lauterbach herausgegebene Werk Giovanni Battista Faldas Li Giardini di Roma (1994). Anderseits sind sehr spezielle und wenig umfangreiche Schriften wie ein Beitrag über den Nutzungsdruck auf den Garten von Caserta oder die Rolle des Wassers in den Gärten von Siena erfasst. Die Auswahlkriterien werden letztlich nicht deutlich.

Die zweifellos enorme, von der DFG bezahlte Arbeitsleistung, wäre für die Forschungspraxis sicherlich besser nutzbar geworden, wenn sie in eine Datenbank eingespeist worden wäre, die verknüpftes Suchen ermöglichen würde und auch aktualisiert und ergänzt werden könnte.

Marcus Köhler

Gröning, Gert und Uwe Schneider: Stolo. Bibliographische Findmittel zur Gartenkultur. Ein Verzeichnis bio-bibliographischer und sonstiger Findhilfen und Literaturquellen zur Geschichte und Theorie der Gartenkultur nebst angrenzender Gebiete in Mittel- und Westeuropa, Band 1: Italien, Worms: Wernersche Verlagsgesellschaft, 2009, 575 Seiten, ISBN 978-3-88462-248-3; 29,80.- Euro