Hayden, Peter: Russian Parks and Gardens. (London 2005)

Von den russischen Parks und Gärten sind hierzulande immer noch nur wenige bekannt. Von zunehmendem Interesse im Westen zeugte eine Dissertation von Margarethe Floryan, Gardens of the Czars, a Study of the Aesthetics, Semantics an Uses of Late 18th Century Russsian Gardens, 1996. Sprach- und auch politische Barrieren machen die grenzüberschreitende Forschung weiterhin nicht leicht.

Peter Hayden, des Russischen und selbst des Dänischen und Deutschen mächtig, hat seine russischen Gartenstudien schon vor mehr als 20 Jahren begonnen und legt sie nun in einer sehr repräsentativen Form vor. Auf den ersten Blick möchte man fast glauben, es handle sich um einen der opulenten Bildbände mit unbedeutendem Text, denn großformatige Farbfotos vom heutigen Zustand nehmen etwa die Hälfte des Buches ein. Doch der Eindruck täuscht, es handelt sich um ein gartenhistorisches Werk. Der Autor beginnt schon im Mittelalter und bildet zunächst drei erstaunliche Renaissance- Gartenentwürfe aus Russland ab, Es folgt das Kapitel über die Gärten Peter des Großen, darunter auch die weniger bekannten Strelna, Jekaterinhof, Oranienbaum, Ropscha. Wo möglich bildet Hayden auch historische Pläne und Ansichten ab. Es bleibt nicht aus, dass einige Anlagen sich heute in verwahrlostem Zustand befinden und die Zustandsfotos dies auch deutlich machen, Das dritte Kapitel behandelt die formalen Gärten in und um Moskau, die nicht weniger wichtig als die in und um St. Petersburg, jedoch im Westen weit weniger bekannt sind wie etwa das große Kuskowo. In diesem Kapitel werden auch kurz Riga und Tallin besprochen, wo Peter der Große auch Anlagen besaß. Es folgt das Kapitel über Katharina die Große und den von ihr eingeführten Landschaftsgarten. Hier gibt es auch einmal einen Gartenentwurf und ein Aquarell in Farbe zu sehen - die Originale sind nach England gelangt. Weiter werden behandelt die Parks von Paul I. und Maria Feodorowna sowie weitere Landschaftsparks in und um St. Petersburg und Moskau und in der Provinz, die oft zu Unrecht kaum mehr bekannt sind. Hierzu gehört auch der bedeutende sentimentale Park Sofiefka in der heutigen Ukraine. Durchaus kennzeichnend für Russland und nicht nur für den Zarenhof sind außerordentlich große Schlösser und große Parks, die nur möglich waren aufgrund der besonderen gesellschaftlichen Bedingungen, zu denen bis 1861 auch Leibeigene gehörten. Hayden widmet daher den Gärten von der Aufhebung der Leibeigenschaft bis zur Revolution ein Extrakapitel, das allerdings etwas mager ausgefallen ist, ebenso wie das abschließende Kapitel über die Sowjetzeit. Hier werden auch kurz die Rekonstruktionsarbeiten in den Zarengärten behandelt. Die Zeit nach dem Ende der Sowjetherrschaft wird nicht dargestellt. Es sind seitdem zwar aufwändige Gärten entstanden, über welche zu berichten aber wohl kaum möglich ist.

Es gibt Fußnoten, ein Literaturverzeichnis und ein Register. Eine Landkarte mit der Lage der Anlagen wäre vielleicht nützlich gewesen. Die Zustandsfotos stammen von Autor selbst. Für die ohnehin eher sparsam eingesetzten historischen Abbildungen sind nur Quellen angegeben, wenn sich diese im Westen befinden. Die meisten und wichtigsten Originale befinden sich natürlich in Russland, und man wüsste gern, wo. Leider sind solche Abbildungen nur klein und schwarzweiß wiedergegeben, und Quellennachweise fehlen. Hier wurde zu Unrecht gespart. Gute historische Abbildungen aus Russland hätten das Buch noch weit wertvoller gemacht. Danken wir dennoch Peter Hayden, dass er uns den Gartenreichtum jenes großen, seltsamen Landes erschließt.

Clemens Alexander Wimmer

Hayden, Peter: Russian Parks and Gardens. London : Lincoln, 2005. – 256 S. : Ill. - £ 35,-