Ziele und Geschichte der Pückler Gesellschaft

Die Pückler Gesellschaft ist eine Vereinigung, die für die Erforschung und Erhaltung der historischen Gärten eintritt. Sie bietet ihren Mitgliedern in einem jeweils 6 Monate umfassenden Programm Führungen, Vorträge, Exkursionen und Reisen. Jährlich erscheint ein Mitteilungsheft. Außerdem werden in loser Folge Jahresgaben (Gartenpläne o. ä.) herausgegeben.

Für eine derartige Interessengruppe stünde eine beachtliche Reihe von Namenspatronen zur Auswahl, wie die Autorin der „Geschichte der Gartenkunst“, Marie Luise Gothein (1863-1931) oder die Gartenkünstler André Lenôtre (1613-1700), Friedrich Ludwig von Sckell (1750-1823) und Peter Joseph Lenné (1789-1866), um ganz willkürlich Namen zu nennen.

Hier stünde man vor einer nicht leichten Wahl, hätte es nicht die am 27. September 1930 gegründete und bis 1945 bestehende Fürst Pückler-Gesellschaft gegeben. Die Erben der Park-Schöpfungen des Fürsten, Adolf Graf von Armin und Graf Pückler-Branitz hatten die Fürst Pückler-Gesellschaft ins Leben gerufen, um die gartenkünstlerischen Leistungen Pücklers einer breiten Öffentlichkeit bewusst zu machen.

Schon sehr bald griff die Fürst Pückler-Gesellschaft über das anfängliche Ziel hinaus und war fördernd im gesamten Bereich des historischen Landschaftsgartens und moderner Landschaftsgestaltung tätig. Insbesondere ist der vorbildlichen Arbeit von Paul Ortwin Rave innerhalb der Fürst Pückler-Gesellschaft zu gedenken. Auch die Lenné-Forschung von Gerhard Hinz wurde wesentlich unterstützt. Viele der damals durchgeführten und entworfenen Forschungsvorhaben sind bis heute gültig und sollten unbedingt fortgesetzt werden.

An dieses vorbildliche Wirken anzuknüpfen, wenn auch vorerst in bescheidenem Umfang, war Grund, Pückler erneut zum Namens-patron zu wählen. Die Pückler Gesellschaft ist keine berufsständische Vereinigung, sondern eine Interessengruppe von Garten-Liebhabern, Kunst- und Gartenhistorikern und Gärtnern. Es bot sich an, dass sie den Namen des vieltalentierten und berufenen aber nicht berufsmäßigen Gartenkünstlers Fürst Hermann von Pückler-Muskau wieder aufnahm. Das Interesse der Pückler Gesellschaft gilt ihrem Namenspatron in gleicher Weise wie den historischen Gärten Deutschlands, Europas und ihren weltweiten Wechselbeziehungen.

Prinz Carl von Preußen erwarb 1824 von den Erben das Staatskanzlers Karl August von Hardenberg das Gut Klein-Glienicke. Die Erben waren die beiden Kinder des Fürsten, Lucie, Fürstin von Pückler-Muskau, und Christian, Graf von Hardenberg-Reventlow: Lucie war in zweiter Ehe mit dem Fürsten Hermann von Pückler-Muskau vermählt. Dieser hat sein bekanntestes und erfolgreichstes Werk, die „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ 1834 dem gartensüchtigen Preußenprinzen mit den schmeichelhaftesten Worten gewidmet. Prinz Carl ließ in nahezu fünfzig Jahren unter der Leitung Peter Joseph Lennés, Karl Friedrich Schinkels und nach eigenen, durch Pückler inspirierten Ideen Glienicke zu einem Gesamtkunstwerk von europäischem Rang reifen. An diesem gartengeschichtsträchtigen Ort trafen sich am 11. November 1979 im Roten Saal des Schlosses Glienicke acht  Herren, der Archäologe Dr. Hans B. Jessen, der Schlösserdirektor Prof. Dr. Martin Sperlich, der Richter Bogumil Maetzel, der Gartenhistoriker Folkwin Wendland, der Berlin-Forscher Hans-Werner Klünner, der Kastellan von Glienicke, Alfred Gobert, der Herausgeber der Zehlendorfer Chronik, Alois Müller und der Leiter der Pfaueninsel, Michael Seiler, um die Pückler-Gesellschaft erneut zu gründen.

Die Anregung zu dieser Neugründung hatte bei einem Empfang in der Goldenen Galerie des Schlosses Charlottenburg Herr Jessen mit der Frage an den in Angelegenheiten der Gartengeschichte und Gartendenkmalpflege hochaktiven Schlösserdirektor Martin Sperlich gegeben: „Sollten wir nicht die Fürst Pückler-Gesellschaft wieder ins Leben rufen?“ Gefragt, getan. Allerdings verzichtete man bei der Wiedergründung bewusst auf das Wort Fürst im Namen der Gesellschaft aus zwei Gründen. Die Unterscheidung zwischen der 1930 gegründeten Gesellschaft und der Wiedergründung war so in Wort und Schrift eindeutig. Zum anderen musste dem Besuch von Muskau, Branitz, Babelsberg und dem der vielen anderen Gärten von Sachsen bis Mecklenburg ein „Antrag auf Einreise in die DDR“ vorausgehen. Dabei schien es uns für den Kontakt mit unseren Kollegen und Freunden in der DDR verfänglich, einer Gesellschaft anzugehören, die den Fürsten im Namen führt.

Auf der Gründungsversammlung wurde der geistige Vater dieser Wiedergründung, Dr. Jessen zum 1. Vorsitzenden gewählt. Er hatte dieses Amt eine Wahlperiode bis zur 3. Mitgliederversammlung am 25. Januar 1983 inne und stand dann nicht mehr für eine Wiederwahl zur Verfügung. An seine Stelle trat Prof. Dr. Detlef Heikamp bis zur 4. Mitgliederversammlung am 14. Februar 1984, auf der dieser aus persönlichen Gründen zurücktrat. Der zuvor im Januar 1984 pensionierte Direktor der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin, Prof. Dr. Martin Sperlich, wurde nun zum 1. Vorsitzenden gewählt und blieb dies bis zu seinem Tode am 26. Juni 2003.

Prof. Dr. Michael Seiler